Mut zur Kommunikation

Falsche Gerüchte, gemeine Geschichte, erfundene „Tatsachen“, Verspottungen, Beschimpfungen oder Beleidigungen – in den Social Media stößt man sehr schnell auf Kommentare, die verletzen. Worte können das. Verletzende Worte fühlen sich wie ein tiefer Stich an, obwohl körperlich niemand berührt wurde. So schwierig der Umgang mit starken Gefühlen sein mag, umso wichtiger ist eine klare Kommunikation. Doch diese erfordert Mut: Mut und einen Ort, in einer entspannten ruhigen Atmosphäre, um Verletzungen und Kränkungen aufarbeiten zu können.

Wortkreationen

„Mit Worten beruft sich Sprache auf Übereinkünfte des Abbildens der Welt. Fairer Sprachgebrauch braucht Begriffe, die sich klar und eindeutig auf Anteile der Wirklichkeit beziehen. Jede Verwirrung, jedwede Sprachverwüstung macht es Autoritäten leichter, Gehorsam zu erreichen“, meint die Kommunikationsexpertin Elisabeth Schrattenholzer. Wenn die Wortkünstler, dies bei der Erschaffung der Wortkreation „Vertrauensarbeitszeit“ bedacht hätten, hätte es nicht das Urteil im Mai 2019 des EuGH zur Erfassung der Arbeitszeiten gebraucht.

Instrumentalisierung

Alle Ängste, die wir irgendwann irgendwie erworben haben – sei es durch Medien, beruflicher und persönlicher Alltag, politische Ansprachen oder familiäre Erlebnisse – können auch wieder bewusst verlernt werden. Wir können jederzeit etwas verändern! Indem wir uns beispielsweise bewusstmachen, dass Angst eine normale Gefühlslage ist, jedoch auch eine, die sich am ehesten instrumentalisieren lässt. Mit der Angst der Menschen zu spielen, ist ein uraltes Metier. Ängste werden „erlernt“.

Konflikte

Höher entwickelte, rationale Formen der Konfliktlösung beginnen wir erst heute nach und nach zu trainieren und anzuwenden. Bis wir den aktuellen Weg mit Siegern und Verlierern verlassen haben und neue Formen wie die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) oder das „Systemische Konsensieren“ in unserem Umgang mit Konflikten übernommen haben werden, wird es noch Zeit brauchen. Dazu gehört auch, dass in Medien die martialische Sprache abgelegt und um die Diskussion möglicher Lösungsansätze erweitert wird.

Systemisches Denken

Systemisches Denken ist heute bedeutend, wenn versucht wird in zwischenmenschlichen Fragestellungen Lösungen zu finden. Denn mit heute ist eine Welt gemeint, welche sich in den letzten Jahren dramatisch verändert hat. Wir sind global. Wir sind vernetzt. Wir kommunizieren in Echtzeit und rund um den Erdball. Wir haben ein verändertes Verhältnis von Zeit und Raum. Getrieben von technologischen Entwicklungen wurde eine Welt geschaffen, die der Mensch selber nicht mehr verstehen kann.

Multitasking

Eine SMS-Nachricht klingelt, gleichzeitig werden E-Mails abgerufen, WhatsApp klopft an, das Telefon läutet und die der digitale Kalender erinnert uns an die bevorstehende Videokonferenz via Zoom. Mit der Verfügbarkeit der schnellen und verkürzten digitalen Kommunikation hat sich Entscheidendes verändert. Einerseits wurden neue Arbeitsweisen ermöglicht, Arbeitsabläufe vereinfacht und verkürzt. Andererseits strömt damit täglich eine beinahe unbeherrschbare Daten- und Mitteilungsflut über uns herein, die einen mentalen Hindernislauf gleicht.

Die gute Nachricht

Der Ruf nach vollkommen anderen Erklärungsmodellen und Denkwerkzeugen für unsere hochdynamische, hochkomplexe digitale Ära ist groß. Das Rezept zur Bewahrung einer positiven Welt ist der Wandel unserer Geschäfts-, Arbeits- und Organisationsformen – bis hin zu Sprachgebrauch. Wir brauchen auch andere Wörter und gute Nachrichten. Das hat nichts mit einer rosaroten Brille zu tun. Vielmehr geht es darum, die Wirklichkeit abzubilden, ohne sie als schlecht darzustellen, sondern als konstruktiv, machbar und schaffbar. Also „constructive news“.