Mut zur Kommunikation

Falsche Gerüchte, gemeine Geschichte, erfundene „Tatsachen“, Verspottungen, Beschimpfungen oder Beleidigungen – in den Social Media stößt man sehr schnell auf Kommentare, die verletzen. Worte können das. Verletzende Worte fühlen sich wie ein tiefer Stich an, obwohl körperlich niemand berührt wurde. So schwierig der Umgang mit starken Gefühlen sein mag, umso wichtiger ist eine klare Kommunikation. Doch diese erfordert Mut: Mut und einen Ort, in einer entspannten ruhigen Atmosphäre, um Verletzungen und Kränkungen aufarbeiten zu können.

Vernetzung

Was wäre unsere Wirklichkeit ohne das Netz? „Das Netz“ und die dazugehörige “Die Netzwerk-Orientierung” sind einer der wichtigsten Begriffe in unserem menschlichen Dasein. Sie sind wesentliche Eigenschaft für unser Überleben und zählen zu den sieben Säulen der Resilienzkompetenz. Dabei geht es um die Vernetzung mit realen Menschen, auf die man sich verlassen kann und die im Ernstfall für einen da sind. Denn wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen soziale Beziehungen und Bindungen. Durch starke Bindungen fühlen wir uns in unsicheren Zeiten sicherer.

Richtig und falsch

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ So lautet der bekannte Satz vom Sozialphilosph Theodor W. Adorno. Heute im noch so jungen Jahr 2021 könnte der Satz andersherum lauten: „Es gibt kein falsches Leben im richtigen.“ Denn plötzlich tragen wir Masken so selbstverständlich wie Schals, arbeiten von Home-Office aus bei parallelem Homeschooling, haben eine steigende Arbeitslosigkeit und Einkommensverluste und müssen soziales Fasten und sich stets ändernde sozialpolitische Maßnahmen, Gesetze und Verhaltensvorschriften ertragen.

Sorge füreinander

Gesundheit zu fördern bedeutet Ende 2020, gemeinsam als Bevölkerung die Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Das Leitprinzip dahinter nennt sich „Füreinander Sorge tragen“ und ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheits-Definition. Die „Sorge füreinander“ ist jedoch auch eine liebevolle Eigenschaft, die uns als Menschheit mit in die Wiege gelegt wurde. Wir dürfen stolz auf dieses Jahr zurückblicken, in dem wir diese Eigenschaft bewusst gelebt und weiterentwickelt haben. Behalten wir sie uns auch im nächsten Jahr weiterhin fest im Blick und im Herzen.

Mensch sein

Es ist ein Großexperiment, in dem wir uns gerade befinden. Die Fragestellung lautet: Wieviel Mensch braucht ein Mensch, um Mensch sein zu können? Anders gefragt: Wie weit können wir unsere sozialen Beziehungen reduzieren, ohne krank zu werden? Es liegt ein großer Lerneffekt für unser aller Menschsein in dieser Corona-Krise als Schatz begraben. Er lautet, uns bewusst zu werden, dass wir Menschen einander brauchen und dass Menschlichkeit und Liebe zu leben – statt Aggression – jetzt die höchste Dringlichkeitsstufe erreicht haben.

Rückbesinnung

Um eine Krise zu durchstehen, braucht es Zuwendung – zu Beginn vor allem zu sich selber. Wie sonst wäre eine Krise zu überstehen? Das heißt: das Immunsystem und Nervensystem benötigen einen guten Schlaf, ausreichend frische Luft, eine gesunde Ernährung, eine bewusste Atmung und Achtsamkeit. Instinktiv hat jeder und jede während der Krise das Richtige gemacht, um seiner Seele und Körper Nahrung zu geben. Und wenn uns der Lockdown etwas deutlich gezeigt hat, dann war es die Erkenntnis, dass Stress nichts mit Zeitmangel zu tun hat.

Verwundbarkeit

Wer verwundet wird, sucht einen Schuldigen für die erlittene Verletzung. Wir kennen dieses Phänomen von Liebestrennungen, wenn wir Müllhalden voller Kränkungen herumschleppen und dem oder der Anderen die Schuld für die Trennung geben. Aus solchen Erfahrungen haben wir gelernt, dass die Heilung einer Verwundung ihre Zeit braucht. Eines der schwersten Hindernisse für Heilung ist, nicht vergeben zu können. Heilung kann erst gelingen, wenn wir nicht mehr von Vergangenem auf das Heute schließen, wenn wir im Hier und Jetzt ankommen.

Zukunftswort

Es war ein Kopf an Kopf Rennen am Anfang dieses Jahres: Welches wird das Zukunftswort des Jahres 2020 werden? Welches Wort beleuchtet die aktuellen Veränderungsprozesse, in denen wir uns befinden oder die gerade im Entstehen sind? Die Wortkreation „Green Pressure“ wurde vom Deutschen Zukunftsinstitut zum Sieger gekürt, dicht gefolgt von den Zukunftswörtern Eco-Elegance und Numanism. Der Sieger-Begriff beschreibe den deutlich zunehmenden Druck zum Grünen und Ökologischen. Das Thema Global Warming würde dabei alle Branchen erfassen.

Mensch und Geschichte

Während heftig diskutiert wurde, ob der 1859 errichtete Spitzturm von Notre Dame, der im April dieses Jahres niederbrannte, in seiner historischen Authentizität wiederhergestellt werden soll, fluteten Wassermassen Venedig und hinterließen Hochwasserschäden in die Hunderte Millionen Euro. Johanna Leissner, die das EU-Projekt „Climate for Culture“ am Fraunhofer Institut koordiniert, warnt vor den Gefahren des Klimawandels für das kulturelle Erbe. Es sei Zeit, Prioritäten zu setzen, was man retten wolle und zu entscheiden, was wir unbedingt für die nächsten Generationen erhalten wollen.

Wortkreationen

„Mit Worten beruft sich Sprache auf Übereinkünfte des Abbildens der Welt. Fairer Sprachgebrauch braucht Begriffe, die sich klar und eindeutig auf Anteile der Wirklichkeit beziehen. Jede Verwirrung, jedwede Sprachverwüstung macht es Autoritäten leichter, Gehorsam zu erreichen“, meint die Kommunikationsexpertin Elisabeth Schrattenholzer. Wenn die Wortkünstler, dies bei der Erschaffung der Wortkreation „Vertrauensarbeitszeit“ bedacht hätten, hätte es nicht das Urteil im Mai 2019 des EuGH zur Erfassung der Arbeitszeiten gebraucht.