Mensch und Geschichte

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Während heftig diskutiert wurde, ob der 1859 errichtete Spitzturm von Notre Dame, der im April dieses Jahres niederbrannte, in seiner historischen Authentizität wiederhergestellt werden soll, fluteten Wassermassen Venedig und hinterließen Hochwasserschäden in die Hunderte Millionen Euro. Johanna Leissner, die das EU-Projekt „Climate for Culture“ am Fraunhofer Institut koordiniert, warnt vor den Gefahren des Klimawandels für das kulturelle Erbe. Es sei Zeit, Prioritäten zu setzen, was man retten wolle und zu entscheiden, was wir unbedingt für die nächsten Generationen erhalten wollen: „Unser kulturelles Erbe ist das Gedächtnis der Menschheit. Wenn wir das verlieren, verlieren wir unsere Orientierung.“

Keine Frage: Der Mensch schreibt Geschichte! Sowohl seine eigene, wie auch jene der Erde. Kein Jahr zuvor wurde dies offensichtlicher als im Jahr 2019. Natürlich verändert der Mensch schon seit tausenden von Jahren die Erde oder besser gesagt, er bastelt sie um. „Die Transformation der Erde begann deutlich vor dem ersten Atombombentest oder der Erfindung der Dampfmaschine“, meint der Geograf Neil Roberts von der Oxford Universität. 2019 hat sich jedoch etwas geändert: Ein vermehrtes Bewusstsein des Einzelnen, Herrscher und Herrscherin über die Natur und damit über die Zukunft zu sein, hat sich entwickelt und damit einhergehend eine Angst über die Zukunft des Menschen und der Erde. Der Mensch ist dabei Opfer und Täter zugleich und spürt die Verantwortung, welche hieraus erwächst. Am Beispiel der Bodenversiegelung wird dies sichtbar: Österreich ist Europameister im Verlieren natürlicher Bodenflächen. Jeden Tag kommen 20 Hektar versiegelter Boden hinzu und uns ist bewusst, dass die Auswirkungen der Totalversiegelung gestoppt werden müssen. „Land unter“ bei einer Überschwemmung zu rufen, reicht eben nicht. Der bevorstehende Jahreswechsel ist guter Anlass, die Opfer-Täter-Rollen heilsam zu verbinden. Alleine wird das nicht möglich sein, nur gemeinsam und im Konsent – also im Einverständnis – von Lösungen.

Der Beitrag erschien im Magazin NOTOBENE Nr. 2/2021.

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