Die gute Nachricht

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Un-Gewissheit, Un-Bestän­digkeit, Un-Durchschaubarkeit, Un-Planbarkeit, Un-Entscheidbarkeit oder Un-Vor­hersagbarkeit, das sind die Wörter, die uns in unserer Alltagssprache immer öfters begegnen. An manchen Tagen fragt man sich, ob wir in einer Un-Zeit mit jeder Menge Un-Glück, Un-Fälle und Un-Frieden leben. Unsere Einschätzungen von der Welt liegen weit entfernt von den Idealvorstellungen vieler. Und das, obwohl wir in den letzten Jahrhunderten dank dem Einsatz der Wissenschaft und Technik das ehemalige mittelalterliche Weltbild abgelegt und eine massive Verbesserung der Lebensumstände erreicht haben und damit eine bahnbrechende Modernisierung der Wirtschaft und Gesellschaft stattfand.

Könnte es sein, die Versprechen der Digitalisierung nicht gehalten haben? Oder dass diese Entwicklungen zu schnell vor sich gingen, wir dieser nicht gewachsen sind und sich unser Gehirn unbewusst den einfachsten Weg sucht, um der zunehmenden Komplexität zu entkommend, der da heißt: Un-Verständnis. So erklärt dies zumindest Kybernetikerin Maria Pruckner. Sie meint: „Die Nachrichten- und Datenflut wächst und wächst und konfrontiert uns zunehmend mit einer immer höheren Vernetzungsdichte und Veränderungsgeschwindigkeit. Was nicht mitwächst, ist die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns“. Und was daraus resultiert, wird heute immer offensichtlicher und belastet jeden einzelnen von uns alltäglich: Irrtümer, Täuschungen und neue Probleme. 

Der Ruf nach vollkommen anderen Erklärungsmodellen und Denkwerkzeugen für unsere hochdynamische, hochkomplexe digitale Ära ist groß. Das Rezept zur Bewahrung einer positiven Welt ist der Wandel unserer Geschäfts-, Arbeits- und Organisationsformen – bis hin zu Sprachgebrauch. Wir brauchen auch andere Wörter und gute Nachrichten. Das hat nichts mit einer rosaroten Brille zu tun. Vielmehr geht es darum die Wirklichkeit abzubilden, ohne sie als schlecht darzustellen, sondern als konstruktiv, machbar und schaffbar. Im Journalismus wird dieser Trend als „constructive news“ gehandhabt. Denn mittlerweile ist es bereits in den Vorstandebenen aller Verlagshäuser angekommen, dass die tägliche und übliche Anhäufung von schlechten Nachrichten bei ihren Leserinnen und Leser vorallem zu Angst führt und nicht zu Auflagenerhöhungen. Vielleicht brauchen wir ja bei dieser Gelegenheit auch eine neue Einschätzung von Zufriedenheit und Glücklichsein.

Der Beitrag erschien im Magazin NOTABENE Nr. 5/2015.

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