Konflikte

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Konflikte sind permanenter Bestandteil menschlichen Zusammenlebens“, so liest es sich in Konfliktmanagement-Bücher und weiter: „Konflikte sollten konstruktiv angegangen werden, damit es nicht zu einer Eskalation kommt. Es sollten höher entwickelte, rationale Formen der Konfliktlösung herangezogen und gefördert werden.“ Einfacher gesagt, als getan. Woher sollten wir diese Formen kennen und können? Wo in der Vergangenheit wurden uns diese vorgezeigt und vorgelebt? Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieg liegt lediglich 60 Jahre zurück. Der Begriff „Rückzug“ wird nach wie vor gleichgesetzt mit der Assoziation „klein beigeben“, „resignieren“ oder „nicht mehr mitkommen“. Und die vom Naturwissenschaftler Charles Darwins entwickelte Theorie des „Survival of the Fittest“ ist auch heute noch fester Bestandteil des Allgemeinwissens: Wer nicht kämpft oder sich nicht beweist, zählt zu den Verlierern. Wer beim „struggle for life“ nicht mitmacht, geht das Risiko ein, vernichtet zu werden. Weiter finden sich in den Schul-Geschichtsbüchern vordergründig auch nicht die Chronik der Verlierer, sondern jene der Sieger. Und keiner wird verleugnen, dass wir in einer Zeit leben, welche von unseren Vorfahren geprägt wurde. 

Höher entwickelte, rationale Formen der Konfliktlösung beginnen wir erst heute nach und nach zu trainieren und anzuwenden. Bis wir den aktuellen Weg mit Siegern und Verlierern verlassen haben und neue Formen wie die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) oder das „Systemische Konsensieren“ in unserem Umgang mit Konflikten übernommen haben werden, wird es noch Zeit brauchen. Dazu gehört auch, dass in Medien die martialische Sprache abgelegt und um die Diskussion möglicher Lösungsansätze erweitert wird, somit ein „konstruktiver Journalismus“ zur Anwendung kommt. Eine aus dem skandinavischen Raum stammende, innovative Strömung. Und irgendwann werden wir dann auch nicht mehr den Begriff „Konflikte“ anwenden, sondern von „Dilemmata“, in denen beide Seiten Gründe für ihr Handeln haben“ sprechen. Wertschätzende Beziehungen mit einfühlsamen und verbindenden Kommunikationsformen werden dann im Vordergrund stehen. Ein Traum und zu schön um wahr zu sein? I wo und nein! Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut!

Der Beitrag erschien im Magazin NOTOBENE Nr. 2/2019.

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