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Ein Jahr geht zu Ende. Was für ein Jahr! Alle die am Jahresbeginn loszogen, um gute Nachrichten und positiven Gedanken zu übermitteln, sind bereits nach wenigen Tagen gescheitert. Aus einer Epidemie in China im Jänner entwickelte sich innerhalb weniger Wochen eine weltweite Pandemie inklusive einer Wirtschaftskrise, die uns auch heute zum Jahresende noch fest im Griff hält.
Gesundheit, bisher als Zustand des körperlichen und/oder geistigen subjektiven Wohlbefindens aufgefasst, bekam durch einen Virus eine Pop-Up-Definition, die bis dahin kaum bekannt war. Gemeint ist unsere gemeinsame, kollektive Gesundheit – und ebenso unsere gemeinsame, kollektive Krankheitslast. Variationen des Einzelnen durch Alter, Geschlecht, Einkommen, Bildung, Religion oder kultureller, gesellschaftlicher oder politischer Hintergrund sind kaum mehr aktuell, denn der Virus interessiert sich nicht für den Einzelnen. Eine Gesundheits-Definition des Soziologen Talcott Parsons gewinnt daher an Bedeutung, wonach „Gesundheit eine funktionale Voraussetzung von Gesellschaft ist“. Wie treffend.
Gesundheit zu fördern bedeutet daher Ende 2020, gemeinsam als Bevölkerung die Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Das Leitprinzip dahinter nennt sich „Füreinander Sorge tragen“ und ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheits-Definition. Sorge dafür tragen, „dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die allen Bürgern Gesundheit ermöglichen“, so wurde es im Schlussdokument der Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung der WHO im Jahr 1986 niedergeschrieben. 34 Jahre danach gewinnt dieser Satz weltweit eine überlebenswichtige Note, wobei der Satz weitaus älter ist. Die „Sorge füreinander“ ist eine liebevolle Eigenschaft, die uns als Menschheit mit in die Wiege gelegt wurde. Wir dürfen stolz auf dieses Jahr zurückblicken, in dem wir diese Eigenschaft bewusst gelebt und weiterentwickelt haben. Behalten wir sie uns auch im nächsten Jahr weiterhin fest im Blick und im Herzen.
Der Beitrag erschien im Magazin NOTOBENE Nr. 6/2020.
