Rückbesinnung

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Um eine Krise zu durchstehen, braucht es Zuwendung – zu Beginn vor allem für sich selber. Wie sonst wäre eine Krise zu überstehen? Das heißt: das Immunsystem und Nervensystem benötigen einen guten Schlaf, ausreichend frische Luft, eine gesunde Ernährung, eine bewusste Atmung und Achtsamkeit. Einige von uns fingen während des Lockdowns mit Yoga oder Joggen an oder entdeckten Spaziergänge für sich. Andere wandten sich vermehrt ihren Hobbys oder neuen Projekten zu oder meditierten, visualisierten oder schrieben ein Dankbarkeitstagebuch. Mentalübungen wurden beliebter. Dazu zählten, dass viele nur mehr selten (1-2 Mal pro Tag) Corona-News konsumierten und sich in positiven Gedanken übten. Instinktiv hat jeder und jede das Richtige gemacht, um seiner Seele und Körper Nahrung zu geben. Oder versuchte zu geben. Jeder und jede auf seine und ihre Weise. Denn wie oft zuvor hatten wir denn schon so eine Krise erlebt? Nie. Niemals zuvor. Wenn uns der Lockdown etwas deutlich gezeigt hat, dann war es die Erkenntnis, dass Stress nichts mit Zeitmangel zu tun hat. Stress heißt schichtweg Anspannung. „Die Menschen müssen eine enorme Einschränkung bisheriger Freiheiten verkraften. Der Kontrollverlust und das Gefühl der Ohnmacht ist für die Menschen besonders bedrückend“ erläuterte der Psychotherapeut aus Freiburg Martin Klett dazu.   

Eine Krise ist aber nicht einfach nur eine Krise. Es ist auch eine Einladung zur Rückbesinnung. Wo Schatten ist, ist eben auch Licht. Kollektive Pausen gaben Zeit und Gelegenheit, in sich, den Körper und eigenen Biorythmus hineinzuhören, die wesentlichen Dinge des Lebens zu beleuchten und Prioritäten neu zu justieren. Diese Auswirkungen sind jetzt spürbar: Der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft, die Solidarität und das Mitgefühl haben zugenommen. Es wird vermehrt regional eingekauft und gegenseitige Hilfe und Verständnis gelebt. Wir Menschen tun das nicht nur aus Pflicht, sondern aus dem Geist unserer Verbundenheit heraus. Denn keiner von uns kann momentan sagen, wo die Reise hingeht. Aber alle wissen wir, dass soziale Beziehungen eine wesentliche Grundlage unseres Lebens sind.

Der Beitrag erschien im Magazin NOTOBENE Nr. 4/2020.

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